Geboren: 16. Dezember 1925
Gestorben: 19. September 2019
Die Art und Weise, wie uns unsere Lehrerin Edith Grüner das Familienstellen nach Hellinger beigebracht hat und die persönlichen Begegnungen mit ihm, haben in uns eine große Liebe zu dieser Arbeit entfacht.
Wir spüren und leben diese Liebe an jeden unserer Aufstellungstage, sowie im persönlichen Coaching mit unseren Klienten.
Auch ganz privat erkennen wir immer wieder die Wahrheit und Wirkung in den „Ordnungen der Liebe“ die er entdeckt hat.
In Dankbarkeit möchten wir hier einen Text von ihm veröffentlichen.
Trauer
Es scheint, wenn man so die Wirkungen beobachtet, dass die Toten nur langsam weggehen von uns. Es ist, als ob sie noch für einige Zeit in der Nähe bleiben. Jene, um die nicht getrauert wurde, die nicht geachtet sind oder vergessen wurden, bleiben besonders lange. Am längsten bleiben die, von denen man nichts wissen will oder vor denen man Angst hat.
Die Trauer gelingt, wenn man sich dem Schmerz überlässt und durch den Schmerz die Toten achtet und würdigt. Wenn die Toten betrauert und gewürdigt sind, ziehen sie sich zurück. Dann ist für sie das Leben vorbei und sie können tot sein.
Tot sein ist Vollendung. Wenn wir dieses Bild von den Toten haben, ist unsere Haltung ihnen gegenüber anders. Das gilt auch für ganz früh Verstorbene, auch für die Kinder, die tot geboren wurden.
Wir haben da vielleicht die Vorstellung, sie hätten etwas versäumt.
Was sollen sie denn versäumt haben?
Das Wesentliche bleibt vorher und nachher. Aus ihm tauchen wir durch das Leben auf, und dorthin sinken wir nach dem Leben zurück.
Wenn wir die Toten loslassen, wirken sie wohltuend auf uns zurück. Dazu bedarf es keiner Bedrängung oder besonderen Anstrengung unsererseits.
Wer dagegen lange trauert, hält die Toten fest, obwohl sie gehen wollen. Das ist schlimm, sowohl für die Lebenden wie für die Toten.
Die lange Trauer finden wir oft dort, wo jemand dem Toten noch etwas schuldet und es nicht anerkennt.
Liebende trauern nicht sehr lange. Sigmund Freud hat das bei dem amerikanischen Präsidenten Wilson beobachtet. Als der ein Jahr nach dem Tod seiner Frau wieder geheiratet hat, schrieb er: Das ist ein Zeichen, dass er seine erste Frau sehr geliebt hat. Wenn man geliebt hat und getrauert hat, darf das Leben weitergehen, und die geliebten Toten stimmen dem zu.